Osterandacht Pfarrer Spitzer Kreuzkirche

Man singt mit Freuden vom Sieg in den Hütten der Gerechten:

Die Rechte des Herrn behält den Sieg!

Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werke verkündigen.

Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden.

Das ist vom Herrn geschehen und ist ein Wunder vor unseren Augen.

Dies ist der Tag, den der Herr macht: lasst uns darin uns freuen und fröhlich sein. (Ps118)

„Der Herr ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Ich grüße sie mit diesem alten Ostergruß zu einem sehr außergewöhnlichen Osterfest im Jahre 2020. In den Kirchen finden keine Gottesdienste statt und wo Menschen sich zu einem Osterspaziergang aufmachen, da steht er unter Einschränkungen, wie es sie in Europa seit dem 2. Weltkrieg nicht mehr gab. Goethes Osterspaziergang aus dem Faust klingt wie ein drängender Wunsch aus unserer heutigen Zeit: „Solch ein Gewimmel möchte ich sehn. Auf freiem Grund mit freien Volke stehn.“ Ja, wir sehnen uns danach, wieder mit Angehörigen und Freunden zusammensein zu können. Wir sehnen uns heute nach den Freiheiten, die uns vor der Coronakrise als selbstverständlich und unumstößlich schienen. Bewegungsfreiheit, Versammlungsfreiheit, Reisefreiheit. Haben wir nicht gestern noch über erweiterte Öffnungszeiten von Kaufhäusern und Supermärkten diskutiert, ob sie nicht auch sonntags und feiertags und nachts aufbleiben sollten? Heute sind wir froh, wenn wir wochentags eine Rolle Klopapier oder ein Päckchen Mehl erwischen. Dieses Osterfest wird überschattet von vielen Sorgen der Menschen um Gesundheit, um den Arbeitsplatz, um eine glückliche Zukunft.

Mitten in dieser Krise trifft uns die Botschaft von Ostern: Der Herr ist auferstanden! Der Tod ist besiegt. Das Leben setzt sich durch.

Dabei geht es aber nicht nur um das ewige Leben nach dem Tode. Die Bibel redet sehr verschieden über den Tod und im Mittelpunkt steht dabei die Vorstellung vom Tod als Machtbereich, der in das Leben hineinragt und es mitbestimmt. Darum spricht die Bibel von Mächten des Todes. Diese Mächte des Todes haben verschiedene Namen. Sie heißen Krieg, Hunger aber auch Krankheit und Isolation. In der Coronakrise haben wir es mit einer Todesmacht zu tun, die uns belastet, Sorgen bereitet und uns den Schwung nimmt.

Ostern zeigt uns, welche Möglichkeiten wir haben, um den Mächten des Todes Einhalt zu gebieten und ihnen zu widerstehen. Dabei ist Vertrauen wichtig. Vertrauen ist aber ein anderes Wort für Glauben. Die Zukunft gehört Gott und nicht dem Tod. Wir werden leben und Corona wird vorübergehen. Der Glaube gibt die Kraft zur Nächstenliebe. Wo immer wir aufeinander achten, uns umeinander kümmern und füreinander da sind, schädigen wir den Todesmächten das Geschäft. Sie wollen uns bedrücken, uns vereinsamen und verzagen lassen. Die Liebe aber ist die stärkste von allen Kräften, die das Leben schön und glücklich machen. Wann immer wir liebevoll miteinander umgehen, hat der Tod nicht das letzte Wort. So sagt uns Jesus: Ich bin das Licht der Welt. Wer an mich glaubt, der wird nicht wandeln in Finsternis, sondern der wird das Licht des Lebens haben.

Herr Jesus Christus, zu Ostern bist du auferstanden zu neuem Leben, damit unser Glaube nicht leer und unsere Hoffnung nicht blind sei. Du lebst und wir sollen auch leben. Wir feiern deine Auferstehung und hoffen auf das Leben in Fülle für alle Menschen.  Bleibe bei uns Herr und schenke uns, aus deiner Liebe füreinander da zu sein. Amen.